Wurzeln der Familie im Bauerntum
Johannes Hangl, der pensionierte Patron der Familie Hangl in Samnaun Dorf, erinnert sich daran, wie alles kam und sich zum Familienunternehmen ausweitete.
"Ich wuchs in einer Bergbauernfamilie im Weiler Kobl bei Pfunds im österreichischen Inntal auf. 1931 geboren, war ich der Älteste von neun Kindern. Wir mussten von klein auf überall Hand anlegen. Unsere Eltern arbeiteten hart, da der Vater als Taglöhner neben dem Landwirtschaftsbetrieb auch noch verschiedene Arbeiten annehmen musste. Der Existenzkampf machte damals in dieser entlegenen Region von Österreich fast allen Leuten zu schaffen. Für uns Kinder war das entbehrungsreiche Leben Normalität, da wir nichts anderes kannten."
Der siebenjährige Johannes nahm den Kriegsausbruch nicht wirklich wahr, denn das grosse Ereignis war für ihn der Schuleintritt. Während seiner Volksschuljahre bei Lehrer Andrea Bitterle bekam er sein schulisches Rüstzeug, auf dessen gutem Fundament er zu einer eigenständigen Persönlichkeit heranwachsen konnte. Der schon ältere Lehrer unterrichtete alle acht Klassen im gleichen Schulzimmer. In dieser Gemeinschaft sei es einem bei strenger Führung wohl gewesen. Die Kleinen hätten aus dem Unterrichtsstoff der Grossen profitiert, die Grossen hätten durch das Mithören und Wiederholen des Elementarstoffes ihre Lücken schliessen können. Zuhause habe man das Futter eingebracht, die Äcker mit Roggen, Weizen, Gerste, Hafer und Kartoffeln bestellt und die Tiere versorgt.
Das Tischgebet war das unerschütterliche Ritual im Familienalltag. Es stärkte die Gemeinschaft. Je grösser die Kinder wurden, desto mehr ergaben sich Gespräche über Versammlungen, Geschehnisse und Vermutungen. Urlauber kamen von den Fronten ins Dorf zurück. Hinter vorgehaltener Hand verbreiteten sich Schreckensnachrichten, auch dass der Krieg verloren sei. Bei Kriegsende 1945 war Johannes 14 Jahre alt und blieb davon verschont, als Jungsoldat in den Krieg ziehen zu müssen. Er war nun reif genug, um zu verstehen, dass so vieles, was wir mit Menschlichkeit benennen, gänzlich zusammengebrochen war. Johannes schaute jedoch vorwärts und liess sich von einem Bauern und Viehhändler als Knecht nach Prutz dingen. Dort kam er in eine liebenswürdige Familie hinein, wo er gerne fremdes Brot ass.
Quelle: "Samnauner Hotel- und Familiengeschichte" von Elisabeth Bardill, erschienen im Bündner Jahrbuch.