Statt nach Amerika ins Nachbardorf über der Grenze
Junge lebendige Amerikaner waren überall in den Dörfern als Besatzer gegenwärtig. Sie wurden von den Jugendlichen vergöttert, hatten alles, verschenkten Schokolade, Zigaretten, Kaugummi und Nahrungsmittel, die man nicht kannte. Es entstanden Freundschaften zwischen den einheimischen Mädchen und den Soldaten. Die Jugend schwärmte für das gelobte Land Amerika. Mit seinem Kameraden Ferdinand begann Johannes die Auswanderung zu planen. Das Geld wollten sie sich mit Arbeit in der Schweiz zusammensparen.
Johannes fand ab 1949 saisonale Anstellungen in Scuol und Ftan. Die Wintermonate verbrachte er als Holzarbeiter in seinem Heimatdorf. Als er eines Sonntags nach der Messe mit Freunden im Hotel Post in Pfunds sass und von einem Bekannten durch ein Zeichen in die Hinterstube gebeten wurde, hatte er keine Ahnung, dass er am Wendepunkt seines Lebensweges stand. Ein Josef Prinz wollte ihn unbedingt als Knecht zu sich ins Samnaunertal locken. Johannes Hangl hatte bereits einen guten Ruf in der Region. Doch in dieses Tal hinein zu gehen, war absolut ausserhalb seiner Pläne und Wünsche. Doch nach inständigem Bitten liess er sich für eine Sommerstelle anwerben und trat 1953 in den Dienst bei der Bauernfamilie Prinz.
Mit Herz und Seele im Samnaun
Carolina war die zweitjüngste von den vier Töchtern seines Arbeitgebers Josef Prinz, dessen Frau Alberta das Sporthotel Post führte. Carolina half überall tüchtig mit, sei dies in der Land- oder in der Gastwirtschaft. Sie war eine ausgezeichnete Skifahrerin und Skilehrerin, zudem ein begehrtes junges Mädchen. Carolina täglich zu begegnen, versetzte den Knecht in eine eigentümliche Spannung. Die Auswanderungsgedanken verflüchtigten sich wie Nebel. Im hochgelegenen Bergtal, in der Nähe der sportlichen, kecken jungen Frau, wollte er trotz gelegentlicher Streitigkeiten bleiben. Fast wie in der Bibel, da Jakob jahrelang bei Vater Laban um Rahel werben musste, erging es auch Johannes Hangl.
Nach dem Tod von Vater Prinz kam es zu einer Krise im Betrieb und in der Liebe. Johannes kündigte die Stelle und ging nach Hause. Nach rund vierzehn Tagen wurde er von Carolina telefonisch eindringlich gebeten, sofort zurückzukommen. Er packte seine Sachen und zog für immer nach Samnaun. 1959 heirateten Johannes und Carolina und übernahmen gemeinsam die Führung des Hotels. Damit nahm im Samnaun die Bekanntheit des Namens Hangl ihren Anfang.
Quelle: "Samnauner Hotel- und Familiengeschichte" von Elisabeth Bardill, erschienen im Bündner Jahrbuch.